Die Risiken langlebiger Familienunternehmen sind hoch.
Interessenskonflikte sind gerade beim Generationsübergang kaum zu vermeiden.
- Der oder die Eigentümer sucht den Spagat zwischen Einzel- und Investoreninteressen
- Dem Unternehmen droht oft der Rückfall in kleinfamiliäre Strukturen
- Dem Unternehmen droht der Verlust der Unabhängigkeit
Es gilt die Familieninteressen abzufragen und möglichst alle Familienmitglieder auf eine gemeinsame Linie einzuschwören. Dabei können unterschiedliche Modelle abgewogen und bewertet werden. Von einer Konservierung der Gründersituation – auch ohne Gründer – über das Aufteilen der Verantwortung in überschaubare Organisationseinheiten (Stämme) bis hin zur Familie als Organisationseinheit gilt es die Vor- und Nachteile herauszuarbeiten. Dabei kann die Installation von Gremien, das Festschreiben innerfamiliärer Kommunikationsformen und Strukturen die Bindung zwischen den Familienmitgliedern festigen und die Loyalität zum Familienunternehmen schaffen.
Familienverfassung – Family Business Gouvernance
Um die Entscheidungsfähigkeit der Eigentümerfamilie in Unternehmensbelangen sicherzustellen und im Konfliktfall auf belastbare Regeln zurückgreifen zu können, setzen wir den Prozess der Familienverfassung in Anlehnung an das Wittener Modell der Familienstrategieentwicklung ein.
Die Familiencharta dient dabei als Modell, die Familienstrategie abzubilden. Dabei werden insbesondere folgende Fragen beantwortet:
- Wer gehört zum Kreis der Eigentümerfamilie?
- Wie sehen die Werte der Eigentümerfamilie aus (ethisch-moralische Leitlinien, Handlungsmaxime)?
- Was sind die Ziele der Eigentümerfamilie?
- Welche „Spielregeln“ für die Eigentümerfamilie gibt es (u.a. Kommunikation, Umgang miteinander, Konfliktmanagement)?
- Welche Regeln gelten für das Unternehmen (u.a. Führung des Unternehmens, Kontrolle der Führung)?
- Welche Aufgaben hat jedes Familienmitglied und welche gemeinsamen Aktivitäten werden verabredet?
- Welche Gültigkeitsdauer hat die Familiencharta?
- Wie sieht die Ausschüttungspolitik aus?
- Welche Gremien sollen installiert werden?
Ein erfolgreiches Durchlaufen eines moderierten Prozesses bietet die nachfolgenden Vorteile:
- Verbesserter Zusammenhalt innerhalb der Eigentümerfamilie
- stärkere Identifikation der Eigentümerfamilie mit dem Unternehmen
- Klarheit der Nachfolgeregelung
- Transparente Entscheidungsprozesse innerhalb der Eigentümerfamilie
- Konfliktprävention innerhalb der Eigentümerfamilie
- oftmals verbessertes Rating nach Basel II
Gut zu wissen
Volkswirtschaftliche Bedeutung:
- 90 % aller in Deutschland aktiven Unternehmen sind Unternehmen in Familienbesitz
- 10 % der Familienunternehmen in Deutschland haben einen Jahresumsatz > 1 Mrd. €
- 43 % aller Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz > 50 Mio. € sind Familienunternehmen
- 52 % des deutschen Bruttoinlandsproduktes in Deutschland wird von Familienunternehmen generiert
- 58 % aller Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Familienunternehmen
- die Top-500-Familienunternehmen haben im Jahr 2018 15 Mrd. € Unternehmenssteuer gezahlt
Nachfolgeregelung – Aussagen:
- 81,5 % haben keine Nachfolgeregelung vertraglich fixiert
- 29 % gehen davon aus, dass die zukünftige Geschäftsführung durch ein Familienmitglied wahrgenommen wird
- 61 % gehen davon aus, dass zukünftig ein Team aus externen Managern und Familienmitgliedern das Unternehmen führen wird (Untersuchung des FIF/Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen, Befragung von 1.625 Familienunternehmern, 2018)